Sanierung der denkmalgeschützte Einsiedelei an der St.Moritz Kapelle in Leutenbach, 2014
Leistungphase 1-9
Gebäude
Die Filialkirchenstiftung St. Moritz in Leutenbach ist Eigentümer der Einsiedelei, einem auf kleinstem Maße zugeschnittenen Wohnhaus, das nach Aufzeichnungen um 1750 errichtet wurde. Der Einsiedler (Eremit) übte ursprünglich zum Teil kirchenpflegerische Dienste aus. Danach ist von einer bewegten Eigentümer- und Nutzer-Geschichte zu lesen. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz und gilt neben einer ähnlich noch vorhandenen Einsiedelei bei Creußen als eine der letzten ihrer Art in unserer Gegend.
Das Häuschen ist an den Hang gebaut und in die ringförmige Friedhofsmauer integriert, welche die St.-Moritz-Kapelle umgibt. In den 1970er Jahren wurde das Eremitenhaus giebelseitig erweitert und eine Leichen-Aussegnungshalle angebaut. Auf den ersten Blick ist eine zeitliche Unterscheidung der beiden Gebäudeteile nicht gleich erkennbar. Vermutlich während der Bauzeit der Leichenhalle hat man auch die historischen Sparren durch moderne Beilaschungen ertüchtigt und fluchtgerecht mit dem neu angebauten Dach unter eine einheitlich gedeckte Ziegelfläche integriert. Lediglich an den traufseitigen Mauerfassaden deuten inzwischen Risse auf die Gebäudefuge hin.
Das Häuschen ist hangseitig errrichtet. Der Fundamentkranz aus Sandsteinen ist bis ca. 1m unter der Oberkante des Fußbodens aufschüttet, liegt ansonsten hohl und ist unzugänglich. Im Neubaubereich (1970er Jahre) nutzte man den Höhenunterschied für den Einbau einer Garage mit Zufahrt im Untergeschoss.
Das Erdgeschoss ist von der Friedhofsebene (Kirchhof) mit einer Stufe von Südwesten aus zugänglich. Man betritt eine Art Diele als Vorraum, in deren Ecke ein neuzeitlicher Kamin eingebaut ist. Im Deckenbereich weisen Schwärzungen und ein entsprechender Wechsel innerhalb der Deckenkonstruktion auf einen ehemals "deutschen Kamin" hin. Der Raum hat keine Fenster. Der zweite Raum ist eine Stube mit zwei Fenstern gegen Nordwesten und einem Kachelofen. Hierzu gibt es Eckbänke und Tische, die für die Restaurierung ausgelagert sind. Der Raum ist an der Decke durch einen Unterzug geteilt. Ein Schlafzimmer ist als "gefangener Raum" weiter von der Stube aus zugänglich. Dort gibt es ein kleines Fenster mit Blick auf den Umgehungs-Fußweg gegen Nordosten. Außerdem ist eine Stuckdecke mit Deckenspiegel vorhanden. Die historische Fachwerkwand wurde entfernt, sodass die neuzeitliche, unverputzte Ziegelmauer der Leichenhalle den Raum abschließt. Eine Tür führt in die Leichenhalle am südöstlichen Giebel. Sie soll zugemauert werden. Alle historischen Räume haben Holzdielen-Fußböden. Die Anstriche sind in weißen Kalkfarben ausgeführt. Die Leichenhalle ist gefliest.
Baumaßnahme
Es wurde beabsichtigt, das Gebäude weit gehend in seiner Originalsubstanz zu erhalten und die Bauteile konservierend zu behandelt. Defekte Teile (z.B morsche Holzteile in Böden, Fenstern und Dachwerk) und fehlende Teile wurden sensibel repariert bzw. ersetzt, Mißstände (z.B. fehlende Türblätter und Gebäudeteile, Risse zwischen alt-neu) reguliert.
Die sehr unterschiedlichen Bauphasen, welche sich konstruktiv bereits ohnehin eindeutig unterscheiden, wurden auch optisch und harmonisch voneinander getrennt.
Nutzungsplanung
Die Kultur- und Besinnungsklause St. Moritz wird derzeit als eine besondere Erlebnisstation auf dem Kulturwanderweg eingerichtet. Dieser Weg wurde durch LEADER+ und ELER gefördert und 2008/09 durch Informationstafeln und den Wanderführer "Kulturerlebnis Fränkische Schweiz" erschlossen.
Neben weiterreichenden, zeitgemäß dargebotenen Informationen soll die ehemalige Einsiedelei auch der Friedhofsaufgabe bei St. Moritz (Mauritius) gerecht werden und Möglichkeiten des Innehaltens und Besinnens bieten. Die Nutzung des Friedhofes von Katholiken aus Ortspitz, Seidmar, Hundsboden und Hundshaupten als Begräbnisplatz stammt noch aus einer Zeit, als St. Mauritius bedeutender war, als die im Ort Leutenbach gelegene Kirche St. Jakob. Für St. Moritz versah im 15. Jh. der Pfarrer von Kirchehrenbach die Pfarrechte – also auch die Bestattungen bzw. Aussegnungen. 1620 wurde St. Jakob selbst Pfarrei und lief damit St. Moritz den Rang ab.
Die Geschichte der Kirchenanlage und Einsiedelei von St. Moritz soll in Zukunft über eine Medienstation zu erfahren sein. Weitere Themen, die medial ausgewählt werden können, sind die kontrastreichen Biografien der Einsiedler von St. Moritz, das Einsiedlerwesen an sich in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen, die kleine Wallfahrt nach St. Moritz, die örtlichen Sagen und schließlich Musikangebote und Texte mit Gedanken zu Leben und Tod. Die bescheidene Wohnsituation in der Einsiedelei wird in Ansätzen nachgestellt, hauptsächlich die rekonstruierbare Herdstelle. Das vielseitige Spektrum an Einsiedlerdarstellungen aus der Kunstgeschichte wird den illustrativen Hintergrund liefern.
Text: Frau Dr. Regina Urban
Plan der rekonstruierten Kochstelle
Außenstelle des Wallfahrtsmusems Gößweinstein wallfahrtsmuseum.info
Gefördert durch den Entschädigungsfond des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege
Gefördert durch die Oberfrankenstiftung www.oberfrankenstiftung.de