Voruntersuchung eines Denkmals

Forchheim, Juli 2003


Benennen Sie die wichtigsten möglichen Voruntersuchungen im Rahmen einer Gesamtinstandsetzung eines Profandenkmals, erläutern Sie Sinn und Zweck derselben und äußern Sie sich zur Frage der Abfolge bzw. sinnvollen Vernetzung der Untersuchungsschritte.


Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Dr. Holger Mertens, Institut für Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege
Verfasser: Dipl.Ing.Univ. Jürgen Schönfelder, Architekt


Sinn und Zweck der Voruntersuchung


Bei Baudenkmälern steht, anders als bei sonstigen Altbausanierungsmaßnahmen, die Beurteilung der Denkmaleigenschaften im Vordergrund gegenüber der Zustandsbeurteilung. Voruntersuchungen gehören daher nach anfänglichen Besichtigungen zu den ersten Schritten, die im zeitlichen Ablauf einer Gesamtinstandsetzung eines Profandenkmals zu erfolgen haben.

Nach der Beauftragung eines Objektleiters, meist der Architekt, durch den Bauherren, sind Architekt, Restaurator und Statiker in möglichst enger Absprache mit dem Vertreter der Denkmalfachbehörde damit beschäftigt, die vorhandene Substanz zu untersuchen, zu dokumentieren und Schäden festzustellen. Damit werden zudem die unbedingt erforderlichen Informationen und notwendigen Grundlagen für weitere Planungen im Umgang mit dem Baudenkmal geschaffen.

Die Voruntersuchungen (verformungsgerechtes Aufmaß, Befunduntersuchungen, qualifiziertes Raumbuch) werden regelmäßig voll als denkmalpflegerischer Mehraufwand anerkannt und vom Landesamt für Denkmalpflege entsprechend honoriert. Daher sind die Voruntersuchungen auch im Interesse des Bauherren als gesonderter Posten neben dem weiteren Planungsverfahren nach den Leistungsphasen der HOAI §15 zu betrachten und zu behandeln.

Zeitlicher Ablauf und Vernetzung der wichtigsten Voruntersuchungen


Erste Schritte (Orientierung)


Die Bestandserhebung am Objekt beginnt durch einen Bauforscher, oft der Architekt, der als erster "Akteur" am Objekt Maßnahmen vornimmt. Sinnvoll ist hier meist ein grober, unmaßstäblicher Orientierungsplan mit Grundrissen, Raumbezeichnungen und ggf. Aufzeichnungen und Beschreibungen von Auffälligkeiten. Als hilfreich, besonders für Besprechungen andernorts, erweist sich oft zudem eine Reihe von unaufwendig angefertigten Fotos der zugänglichen Außenansichten und verschiedenen Charakteristika im Inneren des Objektes.

Die erste eingehende Besichtigung wird sowohl vom Projektleiter (in der Regel der Architekt), möglichst bereits dem zum Einsatz kommenden Restaurator (falls bereits bekannt) und Statiker (falls bereits bekannt), als auch vom Fachmann der Denkmalbehörde durchgeführt.

Es wird dabei festgelegt, welche Arten von Untersuchungen für das jeweilige Objekt in welcher Intensität erforderlich sind. Dies ist abhängig von dessen Bestand und Zustand. Bei Profandenkmälern kann davon ausgegangen werden, daß neben dem mit einem Vorentwurf beauftragten Architekten ein Restaurator und ein Statiker hinzugezogen werden müssen.

Die Aufgaben der Bauforschung werden bereits hier zwischen Restaurator, Architekt und Statiker unter Beisein des Gebietsreferenten der Fachbehörde besprochen und aufgeteilt.

Die Anfertigung folgender Dokumente ist danach üblich:


  • Orientierungsplan (oft schon vor der ersten offiziellen Begehung sinnvoll)
  • Verformungsgerechte Bauaufnahme (M 1:25, ggf. größer) einschließlich Beschreibung
  • efundbeobachtungen und -untersuchung von Oberflächen, Konstruktion
  • Materialien (ggf. Dendrochronologie) einschließlich geeigneter Darstellung
  • fotographische Erfassung
  • Raumbuch, soweit sinnvoll
  • archivalische Nachforschungen

Verformungsgerechte Bauaufnahme


Vor jeder weiterführenden Voruntersuchung steht in der Regel die verformungsgerechte Bauaufnahme im Maßstab 1:25, die auch die meiste Zeit beansprucht. Hierbei wird jedes Geschoß detailgerecht an ein waagerecht angeordnetes Schnursystem angemessen, welches man als Liniengerüst maßstäblich in die Zeichnung überträgt. Verformungen des Bestandes werden damit in aussagekräftiger Weise erfaßt und dokumentiert. Zusätzlich trägt der Planverfasser besondere Merkmale, Abstandsmaße je nach Erfordernis, Materialien, Raum- und sonstige Numerierungen in schriftlicher Form ein.

Bei besonders aufwendig gearbeiteten Details, wie z.B. Fenster- und Türeinfassungen, Türblättern oder geschnitzten und profilierten Bauteilen finden auch andere, aussagekräftigere und größere Maßstäbe (1:5, 1:2) Anwendung. Beim Maßstab 1:1 kann ein Profilkamm, der sich den feinen Verformungen anschmiegt, zum Einsatz kommen.

Kopien des verformungsgerechten Plans dienen dem Eintrag künftig erzielter Ergebnisse als Grundlage. Zudem können baumorphologische Veränderungen, die man aufgrund (der Erstellung) der Pläne beobachtet und festgestellt hat, bei anschließenden Befunduntersuchungen gezielter überprüft werden.

Befunduntersuchungen


Unter Anwendung einer speziellen Technik, bei der die einzelnen Oberflächenschichten der Tünchungen in den unterschiedlichen Räumen nacheinander treppenartig abgetragen werden, können Farbfassungen den entsprechenden Jahren innerhalb der Baugeschichte zugeordnet werden. Dabei ist eine systematische Vorgehensweise zu beachten: mittels beschrifteter Aufkleber mit Numerierungen, Raumbezeichnung, Farbtabelle usw. und unter Berücksichtigung fotographisch fachlicher Gesichtspunkte (Ausleuchtung, Frontalaufnahme, Belichtungszeit usw.) werden die freigelegten Schichtabfolgen dokumentiert (siehe Beispiel als Anlage auf Seite 10).

Für diese Art von Befunduntersuchung gilt handwerkliche Präzision. Es werden nur sehr kleine Flächen freigelegt und abgetreppt. Daher übernimmt ein professioneller Restaurator diese Aufgabe. Zudem verringert die Beobachtung vorhandener Beschädigungen bereits während der vorangegangenen Bauaufnahme durch den Bauforscher den Eingriffsaufwand oft erheblich.

Konstruktion und statisches System


In dieser Sparte der Voruntersuchungen ist neben dem Architekten hauptsächlich der beauftragte Statiker gefordert.

Meist können bei der Beobachtung von Dachstühlen bereits erste Datierungen erzielt werden. Es ist möglich, bestimmte Konstruktionsmerkmale einer gewissen Zeit zuzu ordnen. Beispielsweise wurden im Mittelalter keine Eisenteile innerhalb des Dachstuhls verwendet. Man arbeitete in der Regel ausschließlich mit verblatteten Holzverbindungen und Holznägeln.

Auch Zimmermannszeichen sind aussagekräftig: die einzelnen Gespärre wurden beim Abbindeprozeß vom Zimmermann numeriert, um sie auf der Baustelle wieder richtig zusammenfügen zu können. Die Stelle der Anbringung dieser Systemkennzeichnungen ist ebenso interessant wie die Art und Weise der Ausführung: ob beispielsweise als keilförmige, aneinandergereihte Einkerbungen oder in einer den römischen Zahlen angelehnten Form, sie entsprechen meist dem regionalen Zunftwesen einer bestimmten Epoche.

Abgesehen von solchen direkten Hinweisen sind Ableitungen auf spätere Umbauphasen nachvollziehbar. Unterbrechungen der fortlaufenden Numerierung belegen frühere Erkerkonstruktionen, Anbauten, Umbauten oder Abbrüche.

Die Art der Konstruktion bei Fachwerkhäusern läßt Rückschlüsse auf die Entstehungszeit zu: die Ständerbauweise mit Längsbalkenlagen, Hängesäulen und großen giebelseitigen Auskragungen wurde im Wohnhausbau ab ca. dem 15.Jh. abgelöst von der Geschoßbauweise. Diese ließ, vor allem in Städten, die Auskragung auf allen vier Seiten zu. Außerdem erforderten die Konstruktionshölzer eine geringere Länge und waren dadurch wirtschaftlicher. Heute sind Fachwerkhäuser in Ständerbauweise mit Ausnahmen meist nur noch in Nebengebäuden zu finden.

Schäden an der Konstruktion, die in erster Linie zwar unabhängig von der Denkmaleigenschaft beurteilt werden müssen, sind dennoch untrennbar mit dem Objekt verbunden. Sie können dadurch auch ausschlaggebend auf seine Behandlung als Denkmal sein. Beispielsweise kann die reine Konservierung (Maßnahme zur Vorbeugung des weiteren Verfalls) eines statischen Knotenpunktes, ohne seine Tragwirkung auch in Zukunft zu beabsichtigen, dann vonnöten sein, wenn es sich um eine schützenswerte, seltene historische Ausführung handelt. Die statische Aufgabe ist dann einer Zusatz- oder Ersatzkonstruktion zu überlassen. Absprachen innerhalb des Fachgremiums sind hier unverzichtbar.

Bei der Behandlung von Rissbildungen oder sonstigen Beeinträchtigungen des statischen Systems (z.B. Salzbildung, Absandung, Feuchteschäden) ist bei Baudenkmälern stets die Oberflächengestaltung, etwa Malereien, und die Beschaffenheit der umgebenden Bausubstanz zu berücksichtigen. Auch hier ist die Absprache innerhalb des Fachkollegiums erforderlich.

Allgemein sollte man auch andere schadensfreie und schadensarme Untersuchungsmethoden voranstellen, um zerstörende Maßnahmen, etwa die Freilegung konstruktiver Details zur Sicherung der Statik, gezielter vornehmen zu können und dadurch Schäden an historischer Substanz so gering wie möglich zu halten.

All diese gewonnenen Untersuchungsergebnisse werden, wenn sie durch die Bauaufnahme nicht ohnehin bereits in den Plänen enthalten sind, in diese eingetragen.

Für Bauschäden legt man spezielle Schadenskartierungen an, die je nach Erfordernis zusätzliche Schnitte, Innenansichten oder Detailaufnahmen enthalten können.

Dendrochronologie


Die Dendrochronologie ermöglicht die jahrgenaue Bestimmung unterschiedlicher Holzarten aufgrund ihrer speziellen Abfolge der Jahrringbreiten. Eine stets sich erweiternde Sammlung mit bereits untersuchten Baukonstruktionshölzern genau zugeordneter Regionen in Speziallabors ermöglicht eine immer genauer werdende Datierung.

Dabei werden mittels eines Hohlkernbohrers etwa bleistiftgroße Holzproben möglichst ab einer noch vorhandenen Waldkante in Richtung des Holzkerns entnommen. Die Oberfläche dieser so gewonnenen Rundstäbe (Proben) läßt die Abstände innerhalb der einzelnen Jahresringe genau erkennen.

Im Dendrolabor werden diese Abstände unter dem Mikroskop genau eingemessen und in die EDV eingelesen. Der Rechner vergleicht die neue Probe mit dem Archiv und ermittelt auf diese Weise bis in vorchristliche Zeit das Jahr, in dem der Stamm geschlagen wurde.

Die Dendrochronologie ermöglicht damit sehr genaue Rückschlüsse auf die Bauzeit des Objekts.

Zur Einarbeitung in die Dokumentation ist auch hier ein möglichst genauer Plan des Grundrisses im Dachgeschoß bzw. der Holzbalkenlage erforderlich. Allerdings ist hier kein verformungsgerechtes Aufmaß notwendig. Die Hölzer weisen in der Regel unterschiedliche Holzquerschnitte auf. Einerseits bedingt durch natürliche Gegebenheiten des Stammes, andererseits durch die früher übliche Oberflächenbearbeitung mit Handbeilschlägen.

Wichtig bei der Darstellung ist die richtige Anzahl der Gespärre und die Einzeichnung der Bindergespärre. In diese Pläne, evtl. noch in vorhandene Längs- und Querschnittsdarstellungen, werden die Stellen der entnommenen Dendroproben eingezeichnet. Auf diese Weise können Rückschlüsse auf zeitliche Abfolgen innerhalb der Baugeschichte durch die Kenntnis des genauen Baualters einzelner Hölzer gezogen werden.

Baumaterialien


Die Verwendung des Baumaterials war, anders als in heutiger Zeit, abhängig von den Gegebenheiten der Umgebung.

Während sich beispielsweise in Alpenregionen durch große Waldbestände vorwiegend Holzbauten (u.a. Blockhäuser) und die Anwendung von Holzbauteilen (Bretter, Schindeln u.a.) entwickelten, so gibt es im Altmühltal und der Region um Eichstätt aufgrund der dortigen Kalkschiefervorkommen die typischen "Jurahäuser": Fachwerkbauten mit flach geneigtem Dach und mehreren Kalkschieferplatten übereinander als Dacheindeckung. Beides typische Merkmale, die auf die Region zurückzuführen sind.

Ebenso können verbaute Sandsteinarten ganz bestimmten Steinbrüchen in der Umgebung zugeordnet werden: im Bamberger Raum oft "Bucher Sandstein", "Sander Schilfsandstein" oder "Zeiler Sandstein" in anderen Regionen Frankens der "Coburger Bausandstein", "weiße Mainsandstein" oder "rote Mainsandstein".

Die Flößerei ermöglichte auch in Regionen mit geringerem Waldbestand (Städten) die Verwendung von Bauholz. Der Beruf des Holzflößers ist inzwischen ausgestorben. Der Flößer band dabei mehrere Stämme mit einer bestimmten Methode mittels Keilen und Stricken aneinander. Spuren geflößten Holzes sind in historischen Dachstühlen gelegentlich zu finden in Form von Auskerbungen an der Oberfläche. Mittels der Dendrochronologie kann auch die Waldregion, aus der das jeweilige Stück Bauholz entstammt, genau ermittelt werden.

Einerseits lassen demnach rein wirtschaftliche Gründe historischer Zeit (Logistik) andererseits auch die heute nichtmehr vorfindbare Bearbeitung (u.a. ausgestorbene Berufe) noch bestehende Baumaterialien schützenswert erscheinen. Die Denkmaleigenschaft wird auch damit begründet. Bei der Sanierung von Baudenkmälern ist deswegen darauf zu achten, daß bestehende, noch intakte Materialien weitestgehend und möglichst an Ort und Stelle erhalten bleiben bzw. wiederverwendet werden. Im Übrigen ist dies auch im Sinne des Umweltschutzes und der Resourcenschonung empfehlenswert.

Neue Materialien müssen immer in Einklang stehen mit der historischen Substanz. Moderne Ansprüche der Gebäude- und Klimatechnik und Vorschriften für Brand- und Wärmeschutz machen bei Baudenkmälern oft eingreifende Veränderungen notwendig, zumal es sich oft um Umnutzungen handelt (z.B. werden Nebengebäude zu Wohnungen).

Durch die genaue Aufnahme des Bestandes in Form der Voruntersuchung und eine gute Planung kann historisches Baumaterial oft dennoch weitestgehend erhalten bleiben. Durch die Ausnutzung stillgelegter Kamine für Leitungsführungen können beispielsweise unnötige Deckendurchbrüche vermieden werden.

Fotografische Erfassung


Bei der fotografischen Erfassung ist auf frontale Aufnahmen mit möglichst geringen Verzerrungen, gute Ausleuchtung (z.B. kein im Fenster gespiegelter Blitz) und die Verwendung eines Stativs zu achten. Außerdem sollten schwarz-weiß-Aufnahmen gemacht werden. Farbbilder verblassen und verfärben im Laufe der Zeit und verfälschen dadurch nach längerer Zeit den realen Eindruck. Als Dokumentationen sind sie nach über 100 Jahren nicht mehr brauchbar.

Man verwendet speziell angefertigte Beschriftungsblöcke zum Mitfotografieren. Sie enthalten nach hinten klappbare Nummern und Buchstaben mit Bezeichnungen für Gebäudeteil, Geschoß, Raumnummer und Himmelsrichtung.

Ein Spezialgebiet der fotografischen Erfassung ist die Fotogrammetrie. Hierbei werden genaue Punkte, möglichst an den Ecken des späteren Bildes, vorher aufeinander eingemessen, gekennzeichnet und mit fotografiert. Das entstandene Bild wird über spezielle EDV entzerrt. Es entsteht somit eine maßstäbliche Darstellung des Objekts.

Raumbuch


Ein Raumbuch gehört, wie die verformungsgerechte Zeichnung, zu den ersten Dokumenten, die das zu bearbeitende Objekt systematisch erfassen. Bild 1 zeigt eine mögliche gedankliche Aufteilung der unterschiedlichen Bestandteile eines Raumbuches in Form von fünf nebeneinander aufgereihten Blättern.

Dabei kann z.B. bei dem sogenannten "Grundblatt" der Umstand eintreten, daß eine einzige DIN-A4-Seite nicht ausreicht und das Blatt aus mehreren zusammenhängenden Seiten besteht. Dies wird vor allem eintreten durch eine mit dem Baufortschritt sich weiterentwickelnde ständige Ergänzung des Raumbuches aufgrund neuer Erkenntnisse.

Der Vorteil des Raumbuches liegt wohl in seiner Erfassung sehr vieler Einzeluntersuchungen auf einen Blick. Es erscheint sinnvoll, diese systematisch mit in das Raumbuch einzugliedern. In der Praxis ist dabei zu beachten, daß eine gewisse Disziplin bei der Führung des Raumbuches eingehalten wird. Wichtig ist die Synchronität und Parallelität der Anlagen auf den Blättern 3 - 5. Sie dürfen nur beinhalten, was in den Blättern 1 und 2 aufgeführt ist.

Möglicher Aufbau eines Raumbuches
©Architekt Schönfelder

Archivforschung

Erste Archivforschung entsteht meist unbewußt und unwillkürlich schon bei der ersten Inaugenscheinnahme mit dem Eigentümer. Oft handelt es sich um den Erben des Voreigentümers. Bestimmte Gebäudemerkmale werden dabei ins Bewußtsein gerückt und deren Entstehung und Geschichte näher erläutert. Auch bei Fragen, die sich spontan ergeben, ist die Familie des Eigentümers die erste Adresse.

Weitere erste Forschungen lassen sich bei Nachbarn, Gemeinden, Stadt oder Landkreis betreiben. Oft existieren Dorf- oder Stadtchroniken in Rathäusern und Landratsämtern. Die Bürgermeister, Pfarrer, Gemeindeschreiber oder Lehrer geben in der Regel gerne Auskunft. Über sie erfährt man eventuell Telefonnummern und Adressen weiterer Ansprechpartner. Selten gibt es schon Architektur- oder Ingenieurbüros mit bereits bestehenden Plänen vom Objekt.

Stadt- und Kreisheimatpfleger, Museen oder auch andere Behörden wie das Brandversicherungsamt, das Amt für Landwirtschaft, die Direktion für ländliche Entwicklung, die untere Denkmalschutzbehörden oder das Landesamt für Denkmalpflege verfügen über Archive, die Informationen enthalten können.

Tiefergreifende Nachforschungen sind in Stadt- oder Staatsarchiven möglich. Hier ist jedoch Fachpersonal erforderlich, man muß meist viel Zeit mitbringen und sollte der altdeutschen Schrift mächtig sein.

Als Bestandteil der vorbereitenden Untersuchungen für die Bausanierung spielt die Archivforschung meist eine eher nebensächliche Rolle.

Auswertung der Ergebnisse der Bestandsaufnahme

Die Grundlage der Dokumentationen bilden Bestandspläne und Raumbuch. Die entstandenen (Detail-) Zeichnungen, Fotografien oder Beschreibungen (Berichte) sind aussagekräftige und bewährte Mittel zur späteren Interpretation und Auswertung.

Die Ergebnisse, die Aufschluß auf die gesamte Baugeschichte geben, sind bei Denkmälern noch vor der künftigen Nutzung (Entwurf) entscheidend für die weitere technische Vorgehensweise der Instandsetzung. Wichtige Bestandteile der Baugeschichte können auch die Schadens-, Reparatur und Restaurationsgeschichte und die Objektgeschichte einzelner Kunstwerke bilden.

Zusammen mit dem zuständigen Referenten des Landesamtes für Denkmalpflege werden der Umfang der Befundbeobachtungen und die Notwendigkeit substanzschädigender Eingriffe diskutiert.

Je nach Problemen, die das Objekt aufwirft, und den Eigenschaften, die es besitzt, empfehlen sich zur Veranschaulichung Auswertungspläne, zum Beispiel:


  • Baualtersplan
  • Zeichnerische Rekonstruktionen
  • Schadenspläne mit Bewertungen
  • Pläne der statischen Verhältnisse
  • Maßnahmenpläne

Als begleitende Bauforschung und Arbeitsdokumentation werden Bauaufmaß, Befunduntersuchung, Fotodokumentation und deren Auswertung fortgeführt.

Schlußwort

Innerhalb der gesamten vorbereitenden Untersuchungen ist der stetige Kontakt zwischen Bauherr, Bauforscher (sofern gesondert beauftragt), Architekt, Restaurator, Statiker und Referenten des Landesamtes für Denkmalpflege von Wichtigkeit. Der persönliche Austausch über mögliche Auffälligkeiten kann von den unterschiedlichen Fachleuten unter Umständen zur frühzeitigen Fehlervermeidung im Umgang mit historischer Substanz beitragen.

Neben der Schaffung von Hintergrundwissen als zu archivierende Dokumentation und für den weiteren Umgang das Objektes in seiner Charaktereigenschaft als Baudenkmal sind die vorbereitenden Untersuchungen auch ein wesentlicher wirtschaftlicher Gesichtspunkt.

Intelligenter und vorgeplanter Umgang mit historischer Substanz verhindert kostenträchige Fehlinvestitionen.

Allgemein läßt sich zur Begründung der oft als "unnötig" und "überflüssig" eingestuften vorherigen Zusatzmaßnahmen aus Erfahrungen in der Vergangenheit folgendes erkennen: aufgrund der Denkmalpflege werden hier Handwerksbetriebe gefördert, Arbeitsplätze geschaffen und das Sparsamkeitsdenken beziehungsweise der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen gestützt.

Dies setzt Investitionen frei und ist somit wirtschaftsfördernd.


Quellenangaben


Petzet/ Mader, Praktische Denkmalpflege, S. 145 - 208

Martin/Viebrock/Bielfeldt, Denkmalschutz, Denkmalpflege, Archäologie, 46.23, 80.00